Dr. Svenja Papenmeier

Marine Geologie

Marine Geologie – Puzzeln und Steine umdrehen auf hoher See

Dr. Svenja Papenmeier

Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Arbeitsgruppe Marine Geophysik

Werdegang

Studium der Geowissenschaften (BA) und der Marinen Geowissenschaften (MA) in Bremen | Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dissertation Universität Kiel | Post-Doc Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung | seit Mai 2019 Senior-Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Welche Aufgaben bearbeitest du?

Mit hydroakustischen Verfahren, also mit Schall, untersuche ich vom Forschungsschiff aus sowohl die Oberfläche des Meeresbodens als auch seinen Untergrund. Mit dem Seitensichtsonar kann ich die Verteilung des Sediments erkunden. Mit Fächerecholoten erstelle ich Tiefenreliefkarten des Meeresbodens. Bei der anschließenden Datenauswertung werden diese Daten zusammengeführt und ich kann daraus Rückschlüsse über Lebensräume und geologische Prozesse ziehen. Im Projekt OTC-Stone arbeite ich daran, eine Software zu entwickeln, die Steine mittels Künstlicher Intelligenz automatisch lokalisiert und vermisst.

Meine Daten werden oft von anderen wissenschaftlichen Disziplinen genutzt. Unterwasserlebensformen sind u. a. an einen bestimmten Untergrund und Salzgehalt angepasst. Wenn also zum Beispiel in der Meeresbiologie ein bestimmter Lebensraum (Biotop) untersucht werden soll, kann anhand der von mir produzierten Daten entschieden werden, wo genau die Beprobung stattfinden soll und ob die Sedimentkerne hier oder 100 Meter weiter links oder rechts genommen werden.

Wie sieht dein Arbeitstag aus?

Momentan bin ich etwa zwei bis drei Wochen im Jahr mit dem Forschungsschiff unterwegs und sammle Daten. Die restliche Zeit verbringe ich überwiegend am Rechner im Büro. Unter anderem, um diese Daten so zu prozessieren, dass mit ihnen weiter gearbeitet werden kann. Denn sie sollen für andere einsehbar und nutzbar sein und nicht doppelt eingefahren werden. Dafür stehe ich mit Behörden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt in regem Aus­tausch. Ich kommuniziere also auch viel auf Englisch. Außerdem veröffentliche ich meine Ergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften und schreibe Berichte und neue Anträge auf Forschungsgelder.

Was macht Dir am meisten Spaß an Deiner Arbeit?

Die Seefahrt fasziniert mich, das ist wie in einen anderen Kosmos abzutauchen, ich arbeite und bin gleichzeitig fern vom Alltag. Ich bin mit dem Meer groß geworden, war als Kind schon segeln und immer auf dem Wasser unter­wegs. Auch im Beruf bin ich viel zur See gefahren, überwiegend in der Deutschen Nordsee und jetzt in der Ostsee. Ich war auch schon vor Nordnorwegen, im Lena Delta an der sibirischen Küste, in der Hudson Bay, vor Gran Canaria, in der Drake Passage, beim Kap Horn, vor der Antarktischen Halbinsel und zuletzt in den chilenischen Fjorden.

Die Sediment-Kartierung finde ich spannend, weil sie wie ein Puzzle ist: Man fährt viele Linien nebeneinander ab und setzt die Teile aneinander. So wird aus dem kleinen irgendwann das große Bild. Für mich ist besonders der praktische Bezug meiner Arbeit wichtig – durch die Zusammenarbeit mit den Behörden weiß ich, wo sie Anwendung findet.

Wie trägt Deine Arbeit zum Schutz der Meere bei?

Wir arbeiten mit nichtinvasiven Methoden. Das heißt, wir müssen nicht mehr mit Greifern den Meeresboden umgraben, um Proben hochzuholen. Mit der Hydroakustik können wir größere Flächen schneller und detaillierter aufnehmen und gleichzeitig noch weitere Informationen erhalten, z. B. über die Wassersäule. Darüber hinaus werden unsere Daten genutzt, um auf EU-Ebene Naturschutz­ zu betreiben: Gerade in Küstennähe gibt es schon viele Naturschutzgebiete, in denen darf aber noch gefischt werden. Um dies auszuschließen, muss nachgewiesen werden, welche schützenswerten Lebensräume, z. B. Riffe, sich dort befinden. Neben der Biotopkartierung spielt die flächenhafte Kartierung in der Meeresumweltüberwachung, im Fischereimanagement und im Meeresingenieurwesen eine Rolle, dazu gehören z. B. Offshore-Windanlagen oder Unterwasserkabel.

Was würdest Du anderen raten, die sich für Ozeantechnologie interessieren?

Wenn du Spaß an einem Thema hast, dann solltest du das auch verfolgen und du wirst deinen Weg dorthin finden und weiterkommen. Das was du dafür brauchst, lernst du dann schon, wenn du es brauchst. Habe keine Scheu vor dem, was du noch nicht kannst oder kennst. Sei NEUGIERIG.

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